Fröscheküssen

O-o, der ganze Kerl, hat sich nach dem Treffen nicht mehr gemeldet und ich mich auch nicht. Darüber bin ich ziemlich froh. Ich fand ihn nett, aber alle andern Umstände (Kind, 1 1/2 Stunden Fahrzeit) wären recht kompliziert geworden. Dafür muß jemand dann schon umwerfend und überzeugend sein.

V., der romantische Sucher ist der Einzige, der im Augenblick noch im Rennen ist. Wir haben schöne Abende verbracht. im Kino, auf der Piste, ja wir waren sogar auf einer Radtour.
Er ist zwar wirklich nicht hundertprozentig mein Typ, so daß ich sofort auf ihn abfahren würde, aber er ist schon süß, hat schöne Hände und Augen. Er erzählt witzige Geschichten, hat schöne Einfälle und ist sehr aufmerksam.
Und er küßt gut, zumindest das haben wir schon getestet.

Aber wenn noch mehr daraus wird, muß ich ihm das mit den Nasenhaaren beibringen.

Das Treffen war angenehm aber auch desillusionierend.
Der Mann hat tatsächlich die vermutete Sexyness, davor ist aber erst einmal jede Menge bodenständige Altherrenausstrahlung.
Dazu mein Zweifel daran, daß jemand, der ein Leben mit derselben Frau verheiratet war, überragende Liebhaberqualitäten hat. (also jenseits von "auf sie mit Gebrüll")
Das ist mein alter Konflikt. So richtig begehrenswert finde ich nur Jungs. Da ich aber kein Mädchen mehr bin, sind das dann eher die altgewordenen Jungs, die immer noch den Erfahrungs- und Reifehorizont eines Endzwanzigers haben. Außerhalb des Bettes nervt das gewaltig. Da sind mir Leute sie im Leben etwas bewegen konnten und Kinder haben lieber, weil sie wesentlich entspannter sind und sich selbst nicht so wichtig nehmen.
Die aber sehen oft älter aus als sie sind.

Das Problem löst sich aber gerade von allein, denn in den letzten zwei Tagen habe ich nichts von ihm gehört. Er hatte sicher ein ähnliches Ressentiment.

Morgen treffe ich dann den Mann, mit dem ich bisher nur telefoniert habe. Jeden Tag ein bis zwei Stunden, was sonst nicht so meine Art ist.
Nach meinem Eindruck ein ganzer Kerl. Glatze, Bizeps, ordentliche Brustmuskeln und ein bißchen Bauch. Ziemlich helle im Kopf, sanft und sehr grade. Und richtige Kerle wollen sich überwältigen lassen. Entweder es knallt in den ersten 10 Sekunden oder es wird nix. Ich bin ja da konträr. Ich gebe zwar viel auf den ersten Eindruck, aber danach brauche ich lange, um mich zu Nähe durchzuringen.
Mal schauen, was die morgendliche Begegnung bringt. Mein Kopfkino produziert zwar schon den einen oder anderen Streifen, manche sind auch erst ab 22 Uhr sendefähig, aber alle anderen Umstände sind schwierig. Eine Stunde Fahrt im ÖPNV bis zu ihm. Der präpubertäre Sohn. Mein Eindruck, daß er noch nicht ganz über den Tod seiner Frau hinweg ist.
Er hat ab morgen Mittag anderthalb Tage sturmfrei. Wenn er versuchen würde, mich in seine Höhle zu schleppen, würde ich absagen. Das ginge mir zu schnell. Oder anders: Ich hätte schon Lust. Aber ich möchte das nicht mit der Kränkung bezahlen, daß sich der Typ womöglich hinterher abseilt. Also habe ich mir das Wochenende mit Terminen vollgebaut, um ja nicht auf dumme Ideen zu kommen.

Der romantische Sucher, hier V. genannt, war nach unserem letzten Treffen Feuer und Flamme.
Viele süße Sms, die Frage, ob wir uns am Wochenende sehen und ich war völlig in der Defensive.

Nicht, daß ich die Geschichte nicht umgekehrt genau kenne. Da verknalle ich mich und gebe natürlich etwas Gas und dann wird das Gegenüber plötzlich ausweichend und zögerlich.

Ich war kurz davor, dieselben Spielchen zu spielen, wie ich sie selbst erlebt habe:
Ich bin noch nicht so weit für eine neue Beziehung.
Das geht mir zu schnell.
Können wir uns nicht Zeit lassen?
Ich bin noch nicht über meinen Ex weg.
Ich brauche viel Zeit für mich.
Ich verliebe mich nur langsam.
(Und die Hälfte dieser Sprüche empfinde ich in meiner Situation völlig zutreffend!)

Auf so eine unfaire Hängepartie hatte ich keine Lust. Auch auf das Risiko hin, daß ich damit einen sehr sympatischen und interessanten Kontakt verliere. Ich habe ihm gesagt, daß die Schmetterelinge in meinem Bauch nicht so recht wollen. Er fand das zwar schade, möchte mich aber weiterhin sehen - was mich freut.

So ist mir eine ziemliche Last von der Seele gefallen und ich kann ihn jetzt ohne Druck kennenlernen.
Das nächste Treffen war lang und interessant.
Allerdings möchte ich nicht analysieren, waru ich den Druck so unbedingt rausnehmen mußte.

Und dann war noch derjenige, der genauso gern wie ich Kajak fährt, aber leicht versoffen aussieht.
Das gestrige Treffen mit ihm war, nunja. Ich hatte vergessen, wie unangenehm Lehrer sein können. Daß sie es immer wieder schaffen, selbst gleichaltrige Menschen von oben herab zu belehren.
Außerdem war von seinen schönen dunkelblauen Augen nichts zu bemerken, weil immer auf die Erde sah. Sexy war er auch nicht.
Er sah das aber genauso, glaube ich. (Also in Bezug auf mich.)
Da er schon im zweiten Satz jammerte, daß er eigentlich nicht fit sei, baute ich ihm nach einer Weißweinschorle die Brücke, daß er sicher Ruhe und Erholung brauche und über die ging er gern und auch ich war froh, früh zu Hause zu sein.

Derjenige, den ich noch kurzentschlossen von Plattform B mitgenommen hatte, wohnt ein Stückchen von mir entfernt und paßt nicht so ganz in mein Suchraster. Er ist Witwer und hat einen Sohn kurz vor der Pubertät.
Als ich die Fotos sah, dachte ich: wasn Kerl! Bärig!
Als wir dann noch telefonierten und zum bärigen Kerl auch noch eine Menge Intelligenz, ein ruhiges Wesen, unheimliche Gradheit und eine wunderbare tiefe Stimme dazukamen, ja... Da vergaß ich doch glatt, daß brave Mädchen das Telefonat nach 10 Minuten beenden.

Wie ich in dieses Vater-Sohn-Idyll auch nur besuchshalber passen könnte, weiß ich noch nicht. Aber ansehen muß schon erlaubt sein.
Trotzdem sehe ich mich bereits im Frühsommer im Garten auf der Wiese am See liegen und ein bäriger Kerl massiert mir den Rücken.

Mal schauen, ob meine Träume den Realitätstest überstehen.

Die Fortsetzung des netten Abends mit dem etwas zerzausten romantischen Sucher, nennen wir ihn V., denn er wird hier sicher noch öfter auftauchen, fand vier Tage später statt. Zwischendurch gingen täglich sms hin und her.
Wir machten einen langen, sehr langen Spaziergang durch den Vorfrühlingswald am See entlang und plauderten. Dabei entdeckten wir unseren gemeinsamen Sinn für schwärzesten Humor und zynische Sprüche. Das ist schon einmal gut. Wenn er neben mir ging, - ich trug flache Schuhe - war er so groß wie ich, wenn ich mich nicht getäuscht habe. Ab und zu machte er so kleine tänzelnde Hüpfer, damit er wieder mit mir in den Gleichschritt kam, was sehr sonderbar war. Das merkt jetzt die krittelige Frau an...
Bisher fühle ich mich angenehm und entspannt in seiner Gesellschaft. Ich mag seine Behutsamkeit und Aufmerksamkeit. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich mich verliebe oder von ihm angefaßt werden möchte.
Er scheint da schon etwas weiter zu sein.

Gestern ein schönes erstes Treffen gehabt, mit dem, den ich eher für einen romantisch Suchenden hielt.
So kann man sich irren. Sehr geerdet, nett, vom Leben aktuell etwas zerzaust, aber aufgeschlossen.
Ob ich das bin, was er sich erträumt, das weiß ich nicht. Umgekehrt kann ich es auch noch nciht sagen.
Die ersten 20 Sekunden waren ulkig. Wir sind erstmal aneinander vorbeigelaufen. Ich hatte ihn nicht für so klein gehalten (und hatte blöderweise auch noch Schuhe mit Ansatz an). Er hatte wahrscheinlich auch ein anderes Bild im Kopf.
Ein Wiedersehen ist geplant. Es drängt mich aber noch nicht.

Das Ehrgeizpaket mit der Kommunikationsschwäche hat von mir eine nette Mail bekommen, daß die Entfernung zwischen unseren Wohnorten doch zu groß ist.
Es kam noch mal eine Mail zurück: Schade, du bist die schönste Frau, die ich kontaktet habe.
Ich nehme es mit einem Lächeln als Kompliment.

Der potentielle Freund in der Nachbarschaft hat sich seit dem Treffen nicht mehr bei mir gemeldet. Das enthebt mich des Problems, ihm erklären zu müssen, daß aus uns sicher kein Paar wird.
Ich müßte mir allerdings auch für später, nicht unbedingt für ihn, überlegen, ob ich ggf. auch die Initiative ergreife und selbst Kontakt aufnehme. Da bin ich bisher gebranntes Kind, das ist bisher immer schief gegangen, weil es die Männer abgetörnt hat.

Ok., der Kandidat, mit dem ich verabredet war und den ich fragte, ob es da eventuelle Altlasten gäbe, die er mir erklären müßte, hat die Verabredung abgesagt.
Finde ich in Ordnung.